05.12.2023: Hier kann ich Mensch sein (Norbert Leister)
Unser AWO Wohnzimmer für Menschen in Wohnungsnot, der Tagestreff, feiert sein 20 jähriges Bestehen.
Der Tagestreff von der Idee bis zur langjährig etablierten Einrichtung
Der Bedarf unserer Klient*innen sich tagsüber in einem geschützten Rahmen aufhalten zu können, wurde zu Beginn der 2000er Jahre immer deutlicher. Die Wohnungsnotfallhilfe der AWO Reutlingen sah den dringenden Bedarf und machte sich auf den Weg sein Hilfeangebot zu erweitern.
So wurde die Idee eines Tagestreffs geboren und weiterentwickelt. Nach der Besichtigung bestehender Einrichtungen, Gesprächen mit erfahrenen Fachkräften und der Befragung von potentiellen Nutzer*innen entstand das Konzept, auf dessen Grundlage die Übernahme der Sach- und Personalkosten beantragt und vom Landkreis teilweise bewilligt wurde.
Zu Beginn war der Tagestreff in den sehr beengten Räumlichkeiten der Notübernachtungsstelle untergebracht, ausgestattet mit einer hauptamtlichen Mitarbeiterin und einem kleinen Team aus ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen. Das Angebot wurde sehr gut angenommen, platzte aber bald aus allen Nähten.
Neue Räumlichkeiten mussten her!
Die Suche gestaltete sich langwierig. Nach der Besichtigung einiger Objekte im Jahr 2003 wurde der AWO das Gebäude in der Aulberstraße 3 angeboten. Obwohl es nicht barrierefrei war und ist. Dies wurde damals schon als Problem erkannt. Man entschied sich trotzdem für den Spatz in der Hand und beantragte bei Aktion Mensch Mittel für Umbau und Ausstattung. Mit vereinten Kräften und tatkräftiger Unterstützung unserer Ehrenamtlichen und Zivis wurden die Räumlichkeiten eingerichtet. Im Dezember 2003 wurde die Eröffnung gefeiert.
Gekocht wurde anfangs an zwei Tagen in der Woche durch die ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen. Mit der Schaffung einer AGH Stelle 2005, konnte das Mittagessensangebot auf 5 Tage die Woche ausgedehnt werden. Von Beginn an ist eine sozialpädagogische Fachkraft vor Ort, die Beratung und Vermittlung in weiterführende Hilfesysteme anbietet. Das Freizeit- und Serviceangebot wurde kontinuierlich weiterentwickelt und ausgebaut und aktuell um einen Kurs zur digitalen Teilhabe erweitert. Mit diesen Angeboten wirken wir Vereinsamung und Isolation entgegen und versuchen so ein oft fehlendes oder sehr lückenhaftes familiäres und soziales Netz auszugleichen.
Unter unseren Gästen herrscht eine erfrischende Vielfalt von Generationen, Nationalitäten und Herkunft, Interessensgebieten und Persönlichkeiten. Was sie jedoch alle miteinander verbindet, ist die Tatsache, dass sie aus den verschiedensten Gründen mit wenigen und geringen Mitteln zurechtkommen müssen und deshalb von gesellschaftlicher Teilhabe teilweise ausgeklammert sind. Seit dem Jahr 2018 konnte für die Zubereitung der Mahlzeiten eine feste Kraft angestellt werden, was das Mittagessensangebot gänzlich absicherte und auch aufgewertet hat.
Die hauptamtlichen Fachkräfte werden unterstützt von einem ehrenamtlichen Team. Es engagieren sich vor allem Rentner*innen und sogar ehemals selbst Betroffene aus den verschiedensten Generationen und mit den unterschiedlichsten Hintergründen.
Ein Wermutstropfen bleibt – die fehlende Barrierefreiheit.
Hier sind wir weiterhin mit Hochdruck auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten und hoffen auf einen baldigen Umzug.
Eva Sutter
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