rtf 1 – 25.11.2023: Wohnungsnotfallhilfe feiert Jubiläum
Unser Aftermovie: Impressionen unserer Jubläumsfeier 40 Jahre Wohnungsnotfallhilfe
Jubiläumsfeier 40 Jahre Wohnungsnotfallhilfe der AWO Reutlingen!
Am 24.11.2023 im Motorworld Village Metzingen.
Es war wieder soweit, die AWO hat gefeiert!
Im Jahr 1983 erhielt der Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt Reutlingen den Auftrag, die „Nichtsesshaften Hilfe“ im Landkreis zu übernehmen. 40 Jahre später haben wir gemeinsam mit unseren Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern zurück geblickt und gefeiert.
Wir danken allen Kooperationspartner*innen und Unterstützer*innen, die uns in den 40 Jahren begleitet haben und allen die mit uns am 24.11.2023 dieses fantastische Jubiläum gefeiert haben. Besten Dank für die tolle Unterstützung der Firma Motorworld Village Metzingen.
40 Jahre Wohnungsnotfallhilfe der AWO Reutlingen – Eine Erfolgsgeschichte!
In den vergangenen 40 Jahren ist es der AWO Reutlingen gelungen, ein aufeinander abgestimmtes System im Bereich der Wohnungsnotfallhilfe aufzubauen.
Herausforderungen aufgrund von Veränderungen in der Gesetzgebung, gesellschaftspolitische Entwicklungen, den Prozess der Globalisierung, sowie Veränderungen in der Klient*innenstruktur nahm die AWO auf, um neue und angepasste Konzepte zu entwickeln. Immer an der Bedarfslage der Betroffenen orientiert. Für viele Menschen in Not ist die AWO daher zu einer Art „Ersatzfamilie“ geworden.
So wie für Uli W., der seit 1993 bis heute mit „der AWO verbandelt ist“, wie er es nennt. Als er 1990 seine Arbeit verlor, folgte `93 der Wohnungsverlust. Bei einer Arbeitsbeschaffungs-maßnahme, wie das damals hieß, half er mit beim Auf- und Umbau der Oasen. In eine davon konnte er nach Fertigstellung einziehen. „Die AWO hat viel für mich getan“ und „wenn sie nicht gewesen wäre, wäre ich vielleicht gar nicht mehr da“ sinniert er.
Aber wie kam es dazu, dass die AWO für viele Menschen in Wohnungsnot bis heute zu einer nicht wegzudenkenden Institution im Landkreis Reutlingen (LK) wurde? 1983 erhielt die AWO den Auftrag vom LK, dass sie sich zukünftig um die Menschen, die damals noch umherreisend waren, kümmern sollte. In diesem Jahr wurde der Grundstein für eine qualifizierte persönliche Hilfe nach §72 BSHG in Reutlingen gelegt. Die AWO richtete eine Anlaufstelle für Nichtsesshafte in den Räumen der damaligen Kleiderkammer ein.
Zu Beginn lag die vorwiegende Aufgabe in der Auszahlung von Tagessätzen, im Sicherstellen eines Schlafplatzes und in der Gesundheitsführsorge für Durchreisende. Der Anspruch der AWO war jedoch ein anderer, sie wollte nicht nur Gutscheine und Kleiderspenden auszugeben, sondern qualifizierte Hilfe leisten, die dazu beitragen sollte, soziale Schwierigkeiten zu überwinden und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.
Ein Jahrzehnt des Wachstums (1990-1999)
In den 90er Jahren entwickelte sich die Wohnungsnotfallhilfe der AWO weiter. 1994 eröffnete das Aufnahmehaus mit zwölf Wohnplätzen für Männer im Reutlinger Westen, eine temporäre Wohnmöglichkeit für wohnungslose Männer mit Unterstützung.
Zunehmend fanden Hilfen für Nichtsesshafte zur Sesshaftmachung statt. Allerdings war es auf dem freien Wohnungsmarkt in Reutlingen schon damals für wohnungslose Menschen schwierig, wenn nicht gar aussichtslos, eine Wohnung zu finden. Sie waren auf ein gesondertes Wohnungsangebot angewiesen. Um diesem Missstand abzuhelfen, entstand 1994 das Konzept der OASE in Reutlingen, welches sich bis heute zum Erfolgsmodell entwickelt und etabliert hat. Die Stadt Reutlingen und ihre städtische Wohnungsbaugesellschaft übernehmen die Suche nach geeigneten Gebäuden und die Bauleitung, die AWO sammelt Spenden zur Sanierung und sichert das Konzept durch ihre professionelle Beratungsarbeit ab. Nach Fertigstellung mietet die AWO die OASEN an, übernimmt die Wohnraumverwaltung und die Betreuung der Bewohner*innen. Heute gibt es 6 Häuser mit insgesamt 32 Wohnungen für ehemals wohnungslose Menschen, die dort dauerhaft leben können.
1999 begann mit dem Umzug der Fachberatungsstelle, Geschäftsstelle und Kleiderkammer ins umgewidmete Haus Unter den Linden eine neu Ära. Im gleichen Jahr startete das Unterstützungsangebot des Ambulant Betreuten Wohnens als sozialpädagogische Begleitung für ehemals wohnungslose Menschen im wieder erworbenen Wohnraum.
Differenzierte Angebote entstehen (2000-2010)
Ein Tagesaufenthalt für Menschen ohne Wohnung, für alleinstehende und finanzschwache entstand. Dies führte schließlich zum heutigen Tagestreff in der Stadtmitte von Reutlingen.
Als das Land BW 2007 einen Fördertopf mit „Sonderinvestitionsmitteln für wohnungslose Frauen“ einrichtete, sah die AWO die Möglichkeit, ihr Konzept einer integrierten Einrichtung für wohnungslose Frauen umzusetzen. Ein Angebot, zugeschnitten auf die Bedarfe von Frauen in Wohnungsnot, das Elisabeth-Zundel-Haus, entstand.
2010- bis heute neue Projekte entstehen
Der Erhalt von bestehendem Wohnraum ist das Ziel des präventiven Hilfsangebots NAWO „Netzwerk Ambulante Wohnungssicherung“, 2016 gestartet als EU-Projekt hat sich das Angebot längst als Regelangebot etabliert.
Das Hilfeangebot HILDE „Hilfen für Menschen in desorganisierten Haushalten“ nach §§ 67 ff SGB XII, ebenfalls gestartet als Projekt heute in Zusammenarbeit mit dem LK eine Hilfe für Menschen die in vermüllten und Messi-Haushalten leben.
Steigende Wohnungsnot auch zunehmend von Familien
Wohnungslose Haushalte sind zumeist auf Grund von Stigmatisierung, geringer Kaufkraft und Mehrfachproblematiken auf dem Wohnungsmarkt beinahe chancenlos. Die AWO hat mit dem Angebot SAWO „Soziales Wohnen bei der AWO“ aktuell fast hundert Wohnungen angemietet (32 davon in oben beschrieben OASEN), um diese an Menschen in Wohnungsnot unbefristet weiter zu vermieten. Hiermit handelt die AWO bereits seit vielen Jahren nach dem „Housing First Prinzip“, welches darauf abzielt, wohnungs- und obdachlosen Menschen zu allererst eine Wohnung zu geben um sie dann mit bedarfsgerechten Hilfsangeboten auf ihrem individuellen Weg zu unterstützen.
Ein weiterer von der AWO identifizierter Hilfebedarf entsteht wenn Menschen von den Kommunen auf Grund von Wohnungsverlust ordnungsrechtlich untergebracht werden. Die Menschen, leider oft auch Familien, haben zwar ein Dach über dem Kopf, aber sie sind häufig nicht an das Hilfesystem angebunden und verbleiben deshalb viel zu lange in ordnungsrechtlicher Unterbringung. Mit zwei Projekten konnte die AWO diesem Problem begegnen. Zum einen über einen Förderaufruf des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration BW mit dem Projekt FAWO „Familien in Wohnungsnot“ in 2022 und zum anderen mit dem Projekt HoMe „Hilfe für ordnungsrechtlich untergebrachte Menschen“ ab 2023, gefördert durch Mittel der EU und Bundesmittel. Bei beiden Projekten sind auch die beteiligten Kommunen finanziell beteiligt. Mit aufsuchender Sozialarbeit unterstützen die AWO Mitarbeiter*innen Familien und Einzelpersonen.
In der Zukunft…
widmen wir unsere konzeptionelle Überlegungen den Zielgruppen Familien in Wohnungsnot und jungen Erwachsenen die von Wohnungslosigkeit zunehmend betroffen sind. Aber auch den Personen, mit Mehrfachproblematiken, die oftmals auf Grund fehlender Krankheitseinsicht unversorgt bleiben.
Die Landesregierung in BW hat in ihrem Koalitionsvertrag das Ziel benannt, Wohnungslosigkeit in BW zu überwinden. Allerding dokumentiert die jährliche Liga-Stichtagserhebung für 2022 einen neuen Höchststand von Menschen in Wohnungsnot.
Die Wohnraumversorgung ist und bleibt in erster Linie eine Aufgabe der kommunalen Daseinsvorsorge. Sicherlich ist es bei der Überwindung von Wohnungslosigkeit weiter notwendig, gemeinsam mit den Trägern der Wohnungsnotfallhilfe, sozialplanerische Ansätze und differenzierte Konzepte zu entwickeln.
Der AWO Reutlingen ist es in den zurückliegenden 40 Jahren dank fachlicher und konzeptioneller Weiterentwicklungen immer gelungen, sich dem Wandel anzupassen. Die AWO ist sich dessen bewusst und wird Menschen in Not auch in den nächsten Jahrzehnten Sicherheit und Unterstützung bieten. Beständigkeit in einer sich immer schneller veränderten Gesellschaft ist gerade für Menschen in Not von unschätzbarem Wert. Hierfür steht die AWO Reutlingen.
Heike Hein – Fachbereichsleitung Wohnungsnotfallhilfe der AWO Reutlingen
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