Unser NAWO Team Herbert Mang und Eva Danso (Bild: Michael Kopp – AWO)

AWO Pressemitteilung 25.01.2021
NAWO – Netzwerk ambulante Wohnungssicherung Wohnungskündigungen auf Vorjahresniveau
Seit Anfang 2016 gibt es die Fachstelle zur Wohnungssicherung „NAWO – Netzwerk Ambulante Wohnungssicherung“ bereits in Reutlingen, sie hat bis Ende 2020 insgesamt 938 Haushalte aus dem gesamten Landkreis beraten. Diese Haushalte bestehen zu knapp der Hälfte aus alleinlebenden Personen und zur anderen Hälfte aus Familien oder Alleinerziehenden mit Kindern. In den 938 Haushalten leben insgesamt 1.014 Erwachsene und 789 Kinder.
In der Mehrzahl der Fälle (72 %) konnte erfolgreich die drohende Wohnungslosigkeit verhindert werden. Dadurch hat sich NAWO innerhalb weniger Jahre als wichtige Anlaufstelle im Landkreis etabliert. Nach einer Projektphase wird die Fachstelle seit 2019 von der Stadt und dem Landkreis Reutlingen finanziell unterstützt. Die Städte Metzingen, Münsingen und die Gemeinde Lichtenstein beteiligen sich ebenfalls an der Finanzierung und leisten damit einen entscheidenden Beitrag zur Prävention zur Wohnraumsicherung in der Region.
Da die Bundesregierung für die Zeit von April bis Juni 2020 einen Kündigungsschutz für diejenigen Mieter*innen ausgesprochen hatte, bei denen es in diesem Zeitraum zu Zahlungsschwierigkeiten kam, waren die Mitarbeiter*innen von NAWO von einem Rückgang der Kündigungen, der Räumungsklagen und Zwangsräumungen im Landkreis Reutlingen ausgegangen. Vergleicht man die Anzahl an Wohnungs-kündigungen jedoch mit denen des Vorjahres, kann davon aber keine Rede sein. Die Anzahl der bekannt gewordenen Zwangsräumungstermine ist auf dem Niveau des Vorjahres. Bei den Kündigungen liegt der Wert sogar darüber.
Erklärt werden könnte dieses Phänomen damit, dass private Vermieter*innen und kleinere gewerbliche Vermieter*innen auf den pünktlichen Eingang der Mietzahlungen dringend angewiesen sind. Lediglich beim größten Wohnungsgeber in Reutlingen konnte NAWO einen Rückgang an Kündigungen feststellen. Allerdings müssen offene Mietschulden letzten Endes immer irgendwann beglichen werden und dies wird sicher viele Haushalte in naher Zukunft vor erhebliche Probleme stellen. Daher wird ein deutlicher Anstieg der Wohnungskündigungen im kommenden Jahr erwartet.
Bei einem Vergleich zwischen der Stadt Reutlingen mit dem übrigen Landkreis fällt ein erheblicher Unterschied bei den Ursachen für den drohenden Wohnungsverlust ins Auge: nur 7 % der Kündigungen in Reutlingen erfolgten aufgrund von Eigen-bedarf. Im Landkreis war dieser Anteil um 20 % höher. Ein umgekehrtes Bild ergibt sich beim Blick auf Miet-schulden als Kündigungsgrund. Im Landkreis waren Miet-schulden fast 25 % seltener die Ursache für eine Kündigung als in der Stadt Reutlingen. Auffallend ist auch, dass der Anteil der jungen Erwachsenen und der Allein-lebenden, der 2020 bei NAWO Unterstützung in Anspruch genommen hat, im Vergleich zu früheren Jahren deutlich angestiegen ist. Im Jahr 2020 waren 15 % mehr Alleinlebende und 7 % mehr junge Erwachsene in der Stadt Reutlingen von einem Wohnungsverlust bedroht als noch 2019.
Menschen, die über wenig oder keine Unterstützung aus dem familiären / sozialen Umfeld, sowie über geringe finanzielle Ressourcen verfügen, scheinen die am schwersten Betroffenen in dieser Cororna-Krise zu sein. In der Pandemie zeigt sich, dass Menschen in prekären Verhältnissen, die keine oder nur sehr geringe finanzielle Reserven besitzen, einer erhöhten Gefahr ausgesetzt sind, sich schnell zu überschulden. Geraten diese Menschen dann in Wohnungsnot, haben sie aufgrund der geringen Verfügbarkeit von bezahlbarem Wohnraum dann auch sehr schlechte Chancen eine neue Wohnung zu finden. Sollten Sie selbst in Zahlungsverzug bei Ihrem Vermieter*in gekommen sein, oder bereits eine Kündigung oder Räumungsklage erhalten haben – es ist nie zu spät sich Hilfe zu holen bei drohendem Wohnungsverlust, melden Sie sich bei:
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